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Beitrag vom 16.05.2005
Der Atem des Bösen kreist um das Gute: Die finale Episode von STAR WARS ist die düsterste und beste der Prequel-Trilogie
Kirsten Böttcher
Die letzten großen Fragen zur Sternenkriege-Saga werden beantwortet: in Episode III - Die Rache der Sith wird der Mythos um die dunkle Maske von Darth Vader begründet
Vorhang auf also für den 100%ig letzten Teil der sechs Episoden der Sternenkriege- Saga, die anno 1976 mit Star Wars Episode IV begann und einen fast unbekannten Jung-Regisseur, nichtssagende SchauspielerInnen-Namen und einen schwer atmenden, schwarzen Helm zum Kult erhob. Der dritte Teil der "Hexalogie" ist gleichzeitig auch die finale Chance für Star-Wars-Mastermind George Lucas, für die letzten beiden schlechten Filme - Episode I - The Phantom Menace und Episode II - The Attack of the Clones - Absolution zu erhalten und die große Frage der gesamten Prequel-Trilogie zu beantworten: Warum und wie verfällt der hypertalentierte Yedi Anakin Skywalker, dem geweissagt wurde, der Auserwählte zur Befriedung der Galaxie zu sein, der Dunklen Seite der Macht?
Der äußere Konflikt
Die andauernden Klonkriege haben zwischen dem Jedi-Rat und Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid) Misstrauen und Zwistigkeiten gefördert. Auch Anakins aufsteigender Yedi-Karriere stehen einige Rats-Mitglieder abwartend gegenüber und fördern damit indirekt die Bindung zwischen Palpatine und dem ungeduldigen Skywalker, der zuvor den Kanzler aus der Gefangenschaft des General Grievous und Count Dookus (Christopher Lee) befreien konnte. Anakin (Hayden Christensen) gerät immer stärker zwischen die Fronten und muss sich entscheiden, wem er seine Loyalität schenken will. Und was könnte einer der naheliegendsten Motive sein, den fatalsten Weg einzuschlagen? Natürlich die Liebe.
Der innere Konflikt
Der Fokus der Episode III liegt auf der Mutation von Anakin zu Darth Vader und ist auch der interessanteste Erzählstrang der gesamten ersten drei Episoden. Lucas traut sich endlich, spätestens nach der ersten Hälfte des Films psychologische Figuren zu zeichnen, in kleineren, ruhigeren Szenen den Niedergang seines Helden in prächtigen Fantasielandschaften und düstersten Farben zu zelebrieren. Hayden Christensen - dem pubertären Zöpfchen endlich entledigt - spielt annehmbarer als in den vorigen Episoden, zwar mit minimalem Körpereinsatz, jedoch ist dieser Stil dem Film sicherlich zuträglicher als das Gegenteil. Den Rest erledigen das pathetische Kostüm (wehende Kapuze und ausladender Mantel), nachträgliche Effekte (böse leuchtende Augen) und natürlich der drei Jahrzehnte andauernde Mythos um Darth Vader: Jede Zuschauerin weiß um Anakins unausweichliches Schicksal.
Die lebenden Leidenden
Alle anderen tragenden SchauspielerInnen sind unterfordert. Die Dialoge fallen wieder recht flach aus, Liebesgeständnisse vor Fantasy-Kitschkulissen reizen eher die Lachmuskeln als Tränendrüsen. Dennoch schlagen und leiden sie sich tapfer durch dieses dunkelste Epos der sechs Filme: Nathalie Portman als Anakins Geliebte Padmé Amidala beispielsweise darf nur bescheiden ihren Leidensweg beschreiten, doch verleiht sie trotz ihrer kläglich klugen Sätze dem Schicksalsweg Anakins eine tragische und glaubhafte Tiefe. Anakins Meister Obi-Wan Kenobi, gespielt von Ewan McGregor, kämpft sich weiterhin penetrant nonchalant durch jede ausweglos scheinende Szene. Er fliegt Rettungseinsätze von Pontius zu Pilatus, der Scheitel sitzt. Erst in der entscheidenden Schlacht gegen seinen eigenen Schüler deutet McGregor als Obi-Wan sein eigentliches Potential an, auch Verzweiflung, Wut und Trauer schauspielern zu können. Zu wahrem Humor scheinen übrigens nur die Maschinen fähig: die Droiden C-3PO und vor allem R2-D2 mutieren zu Situationskomikern im Vergleich zu Obi-Wans lauen Anti-Flieger-Witzen.
Das Sterben der guten Prinzipien endet in schwerem Atmen
Die Steigerung des Films nach etwa der Hälfte ist also einerseits der guten Schauspielerleistung geschuldet, andererseits aber an den sich überschlagenden, zukunftsträchtigen Ereignissen: Padmé bekommt das so legendäre Zwillingspaar Luke und Leia, der Imperator reißt buchstäblich den Senat der Galaxie aus den Angeln und besiegelt die Demokratie, während Obi-Wan und Anakin die Laser-Schwerter inmitten von archaischer Lava, Feuer und Stein kreuzen. Hier, in einer Kulisse zwischen Anfang und Ende aller Dinge, scheint Lucas die basale Gut-Böse-Dialektik explizit machen zu wollen: Anakin stellt sich aktiv seiner Angst, will die Familie in spe beschützen und biegt sozusagen trotzdem falsch ab - teils verführt, teils naiv verdrängend. Dafür wird ihm die "Schönheit" genommen. Der böse Rest seines Ichs verschwindet später hinter einer Kinoleinwand großen Einstellung: der schwarzen, spiegelglatten Maske Darth Vaders mit dem Atemproblem.
Ein gelungener Abschluss einer Popcorn- Saga mit erfreulich weniger schrillen Settings und überzeugenderen Spezialeffekten, beeindruckendem Sounddesign und einer doch unterhaltenden, wenn auch kruden und im Grunde genommen bekannten Geschichte. Die erwähnten Mängel werden spätestens ausgeglichen durch den äußeren Star-Wars-Mythos, den Lucas so lange lebendig halten konnte. Durch die geglückte Episode III werden wahre Fans wieder beruhigt sein und weiterhin die Yedis zitieren: Möge die Macht mit dir sein.
STAR WARS EPISODE III - DIE RACHE DER SITH
USA, FOX 2005
Regie und Script: George Lucas
DarstellerInnen: Hayden Christensen, Nathalie Portman, Ewan McGregor, Samuel Jackson, Ian McDiarmid, Christopher Lee u.a.
Länge: 140 Min. Frei ab 12 Jahren.
Start: 19. Mai 2005